Was macht Ihre Stimme, wenn Sie gestresst oder aufgeregt sind? Rutscht sie nach oben und verändert sich ihr Klang? Das ist durchaus normal. Denn Emotionen haben Einfluß auf den Stimmklang, positiv wie negativ. Negativ sind vor Allem Stress und Druck. Sie bewirken oft, dass die Stimme hochrutscht und schärfer bis hin zu schrill klingt. Deshalb vertragen sich Stress und die Frauenstimme nicht gut.

Egal ob Frau oder Mann, die meisten Menschen kennen das. Vor Allem in kontroversen Situationen oder z.B. angespannten Meetings. Mit einem gravierenden Unterschied allerdings die Folgen betreffend.

Stress und die Frauenstimme

Viele Frauen beobachten, dass ihre Aussagen im Verlauf eines kontroversen Gesprächs unangenehme Spannung erzeugen. Ein Effekt, der bei den Wortbeiträgen der Männer so nicht erkennbar ist. Immer wieder erleben sie im Ernsfall, dass nicht ihre Aussagen an sich, sondern anscheinend ihr Stimmklang stresst. Mit hoher Wahrscheinlichkeit genau dann, wenn sie es am wenigsten gebrauchen können. Frauen erleben öfter als Männer, dass ihre Stimme offenbar nervt.

Warum sich der Stimmklang unter Stress und emotionalem Druck verändert, möchte ich heute nicht näher betrachten. Weil aber auch das ein sehr spannendes und aufschlußreiches Thema ist, werde ich demnächst einen eigenen Blogpost dazu veröffentlichen.

Hier möchte ich erläutern, warum überhaupt eine hochgerutschte Stimme als unangenehm empfunden wird und wieso ein hoher oder gar schriller Stimmklang so stressen kann. Ein gerade für Frauen relevantes Thema, das nicht nur ihre Durchsetzungsfähigkeit betrifft.

Denn im täglichen Machtspiel haben Frauen dadurch im Vergleich zu Männern leider erstmal die schlechteren Karten. Das muß aber nicht so sein! Und so werde ich Ihnen natürlich aus meiner Voice Coaching Praxis wieder ein paar Tipps geben, die helfen, besser mit dieser Problematik klar zu kommen.

Also, warum wird eine hochgerutschte Stimme als unangenehm empfunden? Für die Erklärung hilft es, sich kurz mit Strategien der Evolution zu beschäftigen.

Die Macht der Gene

Oberstes Prinzip der Evolution ist, das Überleben der eigenen Art zu sichern. Entsprechend steht auf der Prioritätenliste des Gehirns Lebenserhaltung mit allen dazu notwendigen Handlungen und Reaktionen bedingungslos an erster Stelle. Egal wo, wie und wann – absolut instinktiv (und manchmal durchaus auch unlogisch).

Zu einer effektiv funktionierenden Lebenserhaltung gehört, dass Warnsignale erkannt werden. Nur so kann spontan genug Energie zur Verfügung stehen, um entweder rechtzeitig die Flucht zu ergreifen, oder um sich mutig im Kampf der Bedrohung zu stellen. In der Wahrnehmung von Warnsignalen wiederum kommt dem menschlichen Ohr eine tragende Rolle zu, denn es kann diese in Bruchteilen einer Sekunde auch über sehr große Entfernungen hören.

Warnsignale, die von Stimmen produziert werden, tönen scharf und zumeist hoch. Man kennt das gut von Vogelstimmen oder auch Hundegebell. Und ebenso von der menschlichen Stimme. Deshalb reagiert das Ohr sehr empfindlich auf hohe Frequenzen. Hoch und schrill bedeutet „Alarm“. Im schlimmsten Fall Lebensgefahr. Und natürlich reagieren die Instinkte – hundertprozentig zuverlässig und unbewusst.

Blitzschnell wird der sogenannte Fluchtreflex ausgelöst. Achtung! Gefahr im Vollzug. Flucht oder Kampf. Vor Urzeiten wurde in den Genen veranlagt, dass hohe, schrille Frequenzen ein Warnsignal sein können. Sie versetzen uns in Hab-Acht-Stellung. Was hat das nun alles mit unserem Thema zu tun?

Mit vollem Erfolg in den Stress

Zum besseren Verständnis stellen Sie sich doch gerade kurz folgendes vor: Sie sind involviert in ein Konfliktgespräch, sowieso schon innerlich angespannt, und dann kommt die Kollegin mit dieser hohen, schrillen Stimme dazu. Die Frau ist eigentlich nett und offensichtlich innerhalb des Konfliktes der gleichen Meinung wie Sie. Aber ihre Stimme nervt gerade! Und zwar kollossal. Da ist schon egal, was die Kollegin inhaltlich sagt… es stresst. Wieso?

Weil hier die Erfolge der Evolution offenkundig und erfahrbar werden. Weil Ihr gesamtes System instinktiv auf die hohen schrillen Frequenzen reagiert und in Alarmbereitschaft versetzt wird. Das heißt natürlich nicht, dass Sie in der Situation de facto weglaufen wollen. Aber die notwendigen Voraussetzungen dafür sind biologisch abgesichert.

Die Alarmlampen sind an, das Stresshormon Adrenalin wird ausgeschüttet und alles Notwendige für Flucht oder Kampf unbewusst vorbereitet. Wie gesagt – instinktive Reaktion, und in diesem Fall eigentlich unlogisch. Aber die Energie muß ja irgendwo hin. Das Ergebnis ist: Stress. Und natürlich steigt die Spannung im Raum.

Stellen Sie sich mal vor, wie stressig und unangenehm es für Sie selbst ist, wenn dann überraschend auch Ihre eigene Stimme aufgrund der inneren Anspannung höher rutschen und schriller klingen sollte als Sie es erwarten…

Bestimmen Sie selbst über den Spielverlauf

Tatsache ist: Die Natur hat es so eingerichtet, dass eine Frauenstimme höher ist als eine Männerstimme – meistens jedefalls. Aber bitte glauben Sie mir, das ist NICHT das Problem. Jedoch: Rutscht die Frauenstimme unter Stress hoch, landet sie im Unterschied zur Männerstimme schneller in den beschriebenen hohen, für das menschliche Ohr unangenehmen Klangbereichen. Instinktive Reaktionen folgen. Letzteres können Sie nicht ändern.

Aber Sie sind der Situation trotzdem nicht einfach erlegen und hilfslos ausgeliefert. Denn auch wenn oben genannte Tatsache erstmal akzeptiert werden muß, gibt es eine sehr gute Nachricht meine Damen: Sie selbst nämlich haben zu jeder Zeit die Karten in der Hand! Sie müssen nur wissen, welche Spielzüge Sie im Ernstfall machen müssen, sollte Ihre Stimme nach oben rutschen und schärfer klingen, als Sie gerade möchten. Wie versprochen kommen hier zwei Tipps.

Tipps, Übungen und Spielzüge

Tipp 1: Wissen wo Ihre Stimme zu Hause ist
Als erstes sollten Sie wissen bzw. kennen, wie Ihre Stimme normaler Weise klingt. Wenn es Ihnen gut geht, wenn Sie entspannt sind. Machen Sie sich dafür mit der „Komfortzone“ Ihrer Stimme vertraut. Ich nenne diesen Klangbereich auch „Heimathafen“.

Übung: Heimathafen finden
Finden Sie die Komfortzone Ihrer Stimme. Sprechen Sie in angenehmer Sprechlautstärke:

• „mmm, jaaa, jetzt verstehe ich“ (wie im Telefonat z.B.)
• „mmm – wie war das nochmal“ (vor sich hin überlegend)
• dann freudig in heiterer, gelassener Stimmung: „ooooh, jaaa, schöööön!“

Spielen Sie dabei etwas mit Tonhöhen herum und spüren Sie nach: wo fühlt sich die Stimme frei an, wo klingt sie voll und rund, wie beweglich darf sie sein? In welchem Bereich fühlt sich auch Ihre Kehle entspannt an? Gehen Sie auf Entdeckungsreise und bleiben Sie spielerisch dabei.

Spielzug 1 für den Ernstfall: Im Heimathafen bleiben
Sollte bei Ihnen ein konfliktgeladenes Gespräch oder Meeting anstehen, machen Sie sich immer wieder diesen Klangbereich bewusst und versuchen Sie damit in Kontakt zu bleiben. Auch und gerade wenn die Emotionen hohe Wellen schlagen. Sie werden damit besser in der Lage sein, Ihre Aussagen in einem ruhigeren Tonfall zu äußern.

Tipp 2: Aufkommende Emotionen an die Hand nehmen
Steuern Sie rechtzeitig gegen, wenn Sie aufkommenden Stress und Druck empfinden. Dabei hilft ein guter Kontakt zum Körper. Den bekommen Sie über die Atmung stabilisiert.

Übung: Atmen auf Zähzeiten
Lernen Sie, sich auf Ihre Atmung zu konzentrieren und mit den Atembewegungen des Körpers gut verbunden zu bleiben. Üben Sie dafür in ruhigen Momenten zu Hause Ihre Atmung zu vertiefen.
Zählen Sie in Ihrem Tempo einatmend 4 Schläge, ausatmend 4 Schläge. Bleiben Sie in dieser verlängerten Atmung für einige Momente – so lange wie es Ihnen angenehm ist. Vielleicht insgesamt 6 -10 mal. Spüren Sie nach und machen Sie sich bewusst, dass Sie die Länge Ihrer Atemzüge zu jeder Zeit willentlich beeinflussen können. Tiefere, längere Atemzüge bringen Ruhe in Körper und Denkvermögen.

Spielzug 2 für den Ernstfall: Atem vertiefen
Sollten Ihre Emotionen hochfahren – sei es Druck, Stress, Sorge, Ängste, Verunsicherung etc. – versuchen Sie über vertiefte, verlängerte Atemzüge Ruhe in den Körper zu bringen. Die Atmung kann beruhigen und zentrieren. Sie hilft in Kontakt mit dem eigenen Körper zu bleiben. So kommen Sie nicht so schnell „außer sich“…!

Stärken Sie Selbstvertrauen und Stresskompetenz

Mit diesen beiden Tipps habe ich Ihnen zwei der vielen Möglichkeiten beschrieben, die Sie bei mir im Stimmtraining für Frauen kennen lernen können. Die drei Säulen meines Voice Coaching Konzeptes sind Selbstvertrauen, Stresskompetenz und Stimme. Denn eine gute stimmliche Performance wird nicht nur durch Stimmübungen erreicht.

Ein paar Stressmanagement-Tools und vielleicht auch das Wissen darum, wie Sie ticken, können Wunder wirken. Wie und worauf reagieren Sie in Auseinandersetzungen? Was setzt Sie schnell unter Druck? Wodurch lassen Sie sich schnell verunsichern? Welche sind Ihre besonderen Stärken? Dazu gibt es erkenntnisreiche Tests z.B. aus der Positiven Psychologie.

Mit Stimmtraining für Frauen stark auch im Stress

Lernen Sie sich besser kennen und stärken Sie sich für Ihre nächste berufliche oder auch private Herausforderung. Sollten Sie einen beruflichen Aufstieg anstreben: machen Sie sich frühzeitig fit für die nächsten Schritte auf Ihrer Karriereleiter. Mit starker Stimme, Selbstvertrauen und guten Selbststeuerungskompetenzen. Zum Thema „beruflicher Aufstieg“ gibt es in diesem Blogbeitrag noch ein paar spannende Denkansätze: Herausforderungen – Chance zur Weiterentwicklung? Eine Frage der Perspektive.

Ich inspiriere Sie gerne und unterstütze Sie auf dem Weg. Falls Sie Interesse an meiner Arbeit haben: meine Voice Coaching Praxis finden Sie im Herzen Kölns und und unter folgenden Kontaktdaten. Selbstverständlich arbeite ich auch online (über Zoom, FaceTime oder Skype). Online ist eine Variante, die sich in meiner Praxis auch schon vor Corona als sehr effektiv erwiesen hat.

Ich würde mich freuen von Ihnen zu hören.

Herzlichst,

Ihre

Birgitta Maria Schaub

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